Was ist Burnout überhaupt?
- Esther Hur
- 2. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Burnout ist in aller Munde. Jede:r kennt jemanden, der „ausgebrannt“ ist oder sich so fühlt. Doch wusstest du, dass Burnout offiziell keine anerkannte Krankheit ist?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt Burnout in ihrer internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) nicht als eigenständige Diagnose, sondern als sogenanntes Syndrom.Ärzt:innen greifen deshalb häufig auf die Zusatzdiagnose Z73 zurück, welche Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung beschreibt. Vielleicht hast du diese Codes schon einmal auf einer Krankmeldung gesehen? Sie beschreiben nicht immer eine klare Krankheit, sondern oft auch Zustände, die dennoch belastend und behandlungsbedürftig sein können.
Es existiert also keine einheitliche medizinische Definition von Burnout. Trotzdem herrscht unter Fachleuten weitgehend Einigkeit darüber, welche drei Kernsymptome typisch sind – insbesondere, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen:
Emotionale Erschöpfung
Anhaltende Müdigkeit, innere Leere, das Gefühl, keine Energie mehr zu haben. Selbst nach Ruhephasen stellt sich keine Erholung mehr ein.
Depersonalisation bzw. emotionale Distanzierung
Betroffene fühlen sich entfremdet – von sich selbst, von ihrer Arbeit oder von anderen Menschen. Sie reagieren zunehmend zynisch oder gleichgültig, besonders im beruflichen Kontext.
Gefühl von Ineffektivität und Leistungsverlust
Trotz Anstrengung bleibt das Gefühl, nichts zu bewirken. Selbst einfache Aufgaben werden als große Belastung erlebt. Die eigene Kompetenz wird infrage gestellt.
Diese Symptome können schleichend entstehen und werden oft über längere Zeit ignoriert, meistens werden sie als „normaler Stress“ abgetan. Doch der Unterschied ist:
Burnout lässt sich nicht mehr einfach durch ein freies Wochenende beheben.
Warnzeichen erkennen und gegensteuern
Burnout entsteht nicht über Nacht. Oft beginnt alles ganz harmlos mit dem Wunsch, es besonders gut zu machen, mit einem vollen Terminkalender oder dem Gefühl, „nur noch die Woche/den Monat durchhalten“ zu müssen. „Es wird dann hoffentlich besser.“ Doch je länger dieser Zustand anhält, desto höher ist die Gefahr, dass sich das innere Gleichgewicht verschiebt.
Typische Warnzeichen auf einen Blick:
Anhaltende Erschöpfung, auch nach dem Wochenende oder dem Urlaub
Schlafstörungen, besonders Einschlafprobleme, häufiges Aufwachen oder nicht erholsamer Schlaf
Konzentrationsprobleme, innere Unruhe oder „Kopfnebel“
Zynismus oder Rückzug, z. B. kein Interesse mehr an Kolleg:innen oder dem privaten Umfeld
Verlust von Freude, Hobbies oder Erfolge lösen nichts mehr aus
Körperliche Beschwerden wie Verspannungen, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme oder häufige Infekte
Gefühl von Sinnlosigkeit: Warum mache ich das eigentlich alles?
Oft nehmen Betroffene diese Warnzeichen zunächst nicht ernst. Viele haben gelernt, ihre Bedürfnisse hintenanzustellen, „durchzuziehen“ oder sich mit Kaffee (oder Drogen), To-do-Listen und Disziplin über Wasser zu halten. Doch genau darin liegt die Gefahr: Je länger die eigenen Warnsignale ignoriert werden, desto höher das Risiko für eine ernsthafte Erschöpfungskrise.
Was hilft? – Erste Schritte zur Prävention
Burnout ist kein individuelles Versagen. Es ist eine nachvollziehbare Reaktion auf chronische Überforderung, oft in Kombination mit hohem persönlichem Anspruch und fehlender Erholung.
Diese Schritte können dir helfen, frühzeitig gegenzusteuern:
1. Regelmäßige Selbstreflexion
Nimm dir regelmäßig Zeit, um ehrlich in dich hineinzuhorchen:Wie geht es mir wirklich – körperlich, emotional, mental?Schreibe deine Gedanken auf oder sprich mit jemandem, dem du vertraust. Oft wird erst im Gespräch klar, wie stark der Druck eigentlich ist.
2. Grenzen setzen und kommunizieren
Lerne, deine eigenen Grenzen zu erkennen – und klar zu vertreten. Nein sagen ist kein Egoismus, sondern Selbstfürsorge.
3. Erholung ernst nehmen
Pausen sind nicht optional. Plane bewusste Auszeiten ein – ohne schlechtes Gewissen. Auch im Alltag: Mittagspausen, kleine Spaziergänge, arbeitsfreie Abende.
4. Sinnvolle Unterstützung suchen
Coaching, Therapie, Supervision oder einfach ein gutes Gespräch: Du musst nicht alles allein lösen. Externe Unterstützung kann entlasten und neue Perspektiven eröffnen.
5. Bewusster Umgang mit Perfektionismus
Der Wunsch, alles richtig zu machen, ist menschlich. Doch wenn Perfektion zum inneren Antreiber wird, ist es wichtig, innezuhalten: Muss es wirklich perfekt sein – oder reicht auch „gut genug“?
Was du für dich tun kannst, wenn du dich betroffen fühlst
Vielleicht hast du dich in einigen der beschriebenen Punkte wiedererkannt. Vielleicht fühlst du dich schon länger erschöpft, gereizt oder funktionierst nur noch – ohne wirklich bei dir zu sein.
Wenn das so ist, dann ist das kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen dafür, dass du über deine Grenzen hinaus gegangen bist. Und es ist völlig okay, das zu merken, auch wenn es sich „zu spät“ anfühlt. Wichtig ist: Du kannst etwas verändern. Schritt für Schritt.
1. Sprich mit jemandem
Ob Freund:in, Partner:in, Kolleg:in oder professionelle Unterstützung ist ganz egal. Sprich aus, was in dir vorgeht. Allein das Benennen kann entlasten und der erste Schritt zur Veränderung sein.
2. Erkenne deine Bedürfnisse an
Was brauchst du gerade wirklich? Ruhe? Klarheit? Rückhalt? Du musst nicht sofort alles lösen, aber du kannst anfangen, dir selbst richtig zuzuhören.
3. Fang klein an
Große Veränderungen beginnen oft mit kleinen Entscheidungen. Eine Pause mehr am Tag. Ein Wochenende ohne Verpflichtungen. Ein ehrliches „Nein“. Das zählt.
4. Hol dir Unterstützung
Du musst den Weg nicht allein gehen. Coaching oder therapeutische Begleitung kann dir helfen, wieder Orientierung zu finden und gut für dich zu sorgen – ohne Druck, in deinem Tempo.
Du bist nicht allein. Und es ist nie zu spät, dich selbst wieder ernst zu nehmen.
Brauchst du Unterstützung auf deinem Weg?
Dann buch dein kostenloses Erstgespräch und lass uns drüber sprechen. Ich freue mich.

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